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Chip-Knappheit - der enorme Chipmangel belastet viele Branchen
Versuchen Sie auch schon seit längerer Zeit, sich eine PlayStation 5 zu sichern? Vielleicht warten sie auch schon einige Zeit auf die brandneue Grafikkarte, die zwar längst angekündigt ist, von der aber weit und breit noch nichts zu sehen ist? Es ist durchaus möglich, dass Sie noch viel länger warten müssen. Das Stichwort heißt: Chip-Knappheit. Seit mehr als einem Jahr dauert die Corona-Pandemie nun bereits an und hat teilweise zu schwerwiegenden Folgen geführt. Das betrifft auch die Herstellung von wichtigen Chips, die in unterschiedlichen Branchen absolut unerlässlich sind. Nicht nur die Autobranche hat darunter zu leiden, auch in der IT- und Telekommunikationsbranche kämpfen viele Hersteller mit dem Problem. Wenn man den Prognosen der Experten glaubt, kann dieser Zustand auch noch um einiges länger andauern.
Das Thema im Überblick
- Welche Ursachen haben zur aktuellen Chip-Knappheit geführt?
- Wie lange wird die Chip-Knappheit andauern?
- Welche Branchen sind betroffen, welche nicht?
- Warum ist Apple nicht betroffen?
- Welche Lösungen werden angestrebt?
- EU will bei Chiplösung nach ganz vorne
- Welche Folgen hat die Knappheit?
- Wie stark beeinflusst uns diesim alltäglichen Leben?
- Fazit
Es gibt verschiedene Ursachen, die zur momentanen Knappheit geführt haben. Selbstverständlich hat die Pandemie für sehr starke Verwerfungen auf dem Chip-Markt gesorgt. Ein großes Problem ist, dass sowohl die Fertigung als auch die Lieferung der Chips immer wieder ins Stocken gerät. Viele große Hersteller bekommen nicht die notwendigen Rohstoffe, um ihre Chips herzustellen, da diese Rohstoffe aufgrund der Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen bei der Beschaffung der Rohstoffe nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Selbst wenn es ausreichend Rohstoffe gibt sorgen Vorschriften oft dafür, dass nicht die herkömmliche Anzahl an Arbeitern für die Produktion eingesetzt werden darf, wie es zuvor der Fall war. Dementsprechend langsamer geht auch die Produktion vonstatten. Gleichzeitig steigt aber auch die Nachfrage nach Laptops, PCs und Tablets, weil sehr viele Menschen ihre Arbeit vom Home-Office aus erledigen und dafür das notwendige Equipment benötigen.
Auch die Tatsache, dass die Automobilindustrie gleich zu Beginn der Pandemie ihre Aufträge storniert hat, weil sie davon ausgegangen ist, dass die Menschen so schnell keine neuen Autos mehr kaufen würden, trägt einen Teil dazu bei, dass die Branche heute auf Chips warten muss. Es ist nur verständlich, dass sich die Chiphersteller daher auf andere Produkte verlagert haben. Ebenfalls nicht unschuldig sind die Handelssanktionen der US-Regierung, die im vergangenen Jahr verschärft wurden. Viele chinesische Hersteller deckten sich zu dem Zeitpunkt mit Chips ein, auch das trägt dazu bei, dass nun nicht ausreichend davon zur Verfügung stehen. Unternehmen wie TSMC machten zwar gute Geschäfte, aber niemand hat geahnt, dass es zu einer solchen Knappheit kommen könnte. Es ist also klar, dass es nicht nur einen Grund für die Chip-Knappheit gibt, sondern dass mehrere Ursachen zusammenspielen, wenn es zu einem solchen Engpass kommt.
Diese Frage ist wirklich nicht einfach zu beantworten. Während einige Experten davon ausgehen, dass sich die Situation bereits Ende des Jahres entspannen könnte, zumindest in einigen Branchen, sagen andere voraus, dass es frühestens 2023 eine Entspannung geben werde. Einige sind sogar der Meinung, dass diese Lieferengpässe noch einige Jahre andauern könnten.
Besonders betroffen ist die Automobilindustrie, aber auch die Hersteller von Telekommunikationsgeräten sowie mittlerweile auch von Haushaltsgeräten bekommen die Chip-Knappheit zu spüren. In diesen Bereichen kommt es immer häufiger zu Produktionsstopps und damit verbundenen Lieferverzögerungen. Die Halbleiter-Hersteller arbeiten längst an dem Problem, die Produktion läuft bei allen auf Hochtouren, sofern ausreichend Rohstoffe zur Verfügung stehen. Dennoch ist es noch immer so, dass die Nachfrage weitaus höher ist als das Angebot. In der Autoindustrie ist es so, dass im ersten Halbjahr dieses Jahres zwischen zwei und vier Millionen Autos aufgrund der Knappheit gar nicht gebaut werden können. Es gibt mittlerweile sogar Autohersteller wie Peugeot, die statt digitalen Tachos nun wieder analoge einbauen, um ihre Autos auf den Markt bringen zu können. Branchen, die keine Chips verbauen, sind von der Knappheit weniger betroffen. Allerdings ist es dann gut möglich, dass Geräte oder Maschinen, die zur Fertigung benötigt werden, ebenfalls nicht ausgeliefert werden können. Das bedeutet, dass viele Branchen auch indirekt von der Knappheit betroffen sein könnten. Hält die Chip-Knappheit aber noch viel länger an, könnte es schon bald schwierig werden, einen Kühlschrank oder einen Router zu kaufen. Hersteller von Telekommunikationsgeräten und Unterhaltungselektronik werden dann über kurz oder lang auch Probleme mit der Produktion bekommen. Für die Verbraucher bedeutet dies, dass sie sich nicht nur auf längere Lieferfristen einstellen müssen, sondern auch auf steigende Preise.
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Bislang scheint Apple von der Chip-Knappheit noch nicht betroffen zu sein. Das könnte daran liegen, dass das Unternehmen für gewöhnlich seine Verträge bezüglich der benötigten Menge an Bauteilen sehr frühzeitig abschließt. Dadurch verschafft sich der Konzern eine gewisse Planungssicherheit. Allerdings sieht es so aus, als ob auch Apple mittlerweile die ersten Auswirkungen der Engpässe zu spüren bekommt. Apple selbst gab zu, dass die Absatzzahlen von einigen Modellen des iPhones von der Knappheit negativ beeinflusst werden könnten. Insider berichten, dass dies beim iPhone 12 bereits der Fall ist. Angeblich soll es so sein, dass dieses Modell schon seit einiger Zeit nicht in den Stückzahlen produziert werden kann, wie es eigentlich vorgesehen war. Grund dafür soll sein, dass unter anderem Power-Management-Chips und auch LiDAR-Module nicht ausreichend zur Verfügung stehen.
Bisher halten sich die Lieferzeiten noch in Grenzen, Kunden müssen nicht allzu lange auf ihre Geräte warten. Allerdings gehen Marktbeobachter davon aus, dass sich dies in den kommenden Monaten um einiges verschlechtern könnte. Auch wenn Apple jetzt noch relativ gut dasteht, wird dieser Hersteller ebenfalls bald mit Problemen konfrontiert werden. Sollte es zu einem Mangel an Komponenten und gleichzeitig einer höheren Nachfrage nach Geräten kommen, wird sicher auch Apple betroffen sein. Das Hochziehen zusätzlicher Fertigungslinien, wenn die Produktionskapazitäten der Chip-Hersteller ausgeschöpft sind, dauert für gewöhnlich mehrere Jahre.
Stehen zu wenig Chips zur Verfügung wird oft gefragt, warum die Hersteller nicht einfach mehr produzieren. Das ist alles einfacher gesagt als getan. Ein Problem ist oft die Rohstoffknappheit. Selbst wenn genug Rohstoffe zur Verfügung stehen, kommt jede Fabrik irgendwann an ihre Grenzen. Dann müssen neue Fabriken gebaut werden, und auch das ist nicht von heute auf morgen möglich. Hier spielen ebenfalls wieder Einschränkungen und Vorschriften eine Rolle, die der Pandemie zu verdanken sind. Zudem wird nicht einfach eine Fabrik eröffnet und die Produktion geht los. Es kann durchaus einige Jahre dauern, bis wieder genug Kapazitäten aufgebaut werden können, um die Knappheit einzudämmen.
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Daher versuchen viele Hersteller, auch andere Wege zu gehen. Im Fokus steht beispielsweise die Verlängerung der Lebensdauer bestimmter Technologien, auch deren Wiederverwertung ist ein Thema. Zudem soll verstärkt in mehr Fabriken investiert werden.
EU will bei Chiplösung nach ganz vorne
Einen ganz eigenen Lösungsansatz hat die EU-Kommission. Es soll eine europäische Halbleiterallianz gebildet werden, um eine technologische Souveränität zu erreichen. Dafür sollen in Europa Fabriken für die Chipherstellung entstehen. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton schwebt vor, dass anspruchsvolle Chips für beispielsweise Smartphones in Europa hergestellt werden sollen. Die Strukturbreiten zwischen 5 und 2 Nanometer liegen hier im Fokus. Allerdings ist es so, dass bisher lediglich die großen Hersteller diese Strukturbreiten haben, wenn überhaupt. Zudem scheint das Interesse an 2-Nanometer-Chips in Europa nicht sonderlich groß zu sein. Dieses Vorhaben wird von vielen Seiten kritisch gesehen. Der Grund dafür ist, dass nicht ersichtlich ist, warum viele Milliarden Euro in den Bau von 2-Nanometer-Halbleiterwerken gesteckt werden soll, wenn es so gut wie keine Abnehmer für diese Chips gibt. Stattdessen fehlt dieses Geld beim Ausbau der Fertigung der Chips, die zwar weniger fortschrittlich sind, dafür aber überall benötigt werden. Sicherlich würde sich dieses Vorgehen irgendwann einmal auszahlen, wenn ein großer Bedarf an neuen Generationen an Chips besteht, aber die momentane Lage wird dadurch keinesfalls verbessert. Viele Experten stellen daher den Sinn und Nutzen in Frage. Die einzige Lösung, um die Situation zu verbessern, ist wohl, den Produktionsanteil an Halbleitern innerhalb von Europa stark zu erhöhen.
Die Folgen der Chip-Knappheit machen sich ja schon längst bemerkbar. Wer sich auf eine PS5 gefreut, aber keine bekommt, weil einfach keine Kontingente verfügbar sind, hat bereits Erfahrungen damit gemacht. Die gravierendste Folge wird sicherlich sein, dass viele Produkte aus unterschiedlichen Branchen nicht hergestellt werden können. Das fängt bei Autos an, geht über Smartphones, Tablets und Spielekonsolen und führt irgendwann auch weiter zu Haushaltsgeräten. Es ist noch nicht absehbar, welche Branchen und somit Produkte noch betroffen sein könnten, wenn die Chip-Knappheit noch einige Jahre anhält. Definitiv wird sie Einfluss haben auf die Entwicklung neuer Technik, Innovationen werden in nächster Zeit erst einmal nicht zu erwarten sein, da diese Technik einfach nicht in ausreichendem Maße gefertigt werden kann, um die Nachfrage zu erfüllen. Die Menschen müssen sich darauf einstellen, dass viele Produkte, die heute innerhalb von ein paar Tagen nach der Bestellung eintreffen, so wie beispielsweise Grafikkarten, Computer und Smartphones, in Zukunft vielleicht einige Wochen bis Monate Lieferzeit haben. Noch steht den meisten Händlern ausreichend Ware zur Verfügung, wenn aber die Reserven erschöpft sind, kann es mit dem Nachschub schwierig werden.
Mangel an Grafikkarten
Grafikkarten benötigen einen Grafikchip. Ohne diesen Chip funktioniert eine Grafikkarte nicht. Besonders Grafikkarten, die für das Gaming genutzt werden, müssen mit einem starken Grafikchip ausgestattet sein. Hält die Chip-Knappheit weiter an, werden die Hersteller irgendwann nicht mehr in der Lage sein, ausreichend Grafikkarten herzustellen. Zudem wird es so schnell keine Neuentwicklungen geben.
Mangel an Spielekonsolen
Sony und Microsoft sind schon länger von der Chip-Knappheit betroffen. Die Nextgen-Konsolen der beiden Hersteller sind bei fast keinem Händler erhältlich. Zwar erhalten die Händler immer einmal wieder ein paar sehr kleine Kontingente, um dann aber eine abzubekommen wird jede Menge Glück benötigt.
Sonstige Produkte
Smartphones, Tablets, Computer, Laptops und bald vielleicht auch Haushaltsgeräte sind von der Chip-Knappheit betroffen. Selbstverständlich wird es auch länger dauern, bis Autos geliefert werden.
Zurzeit hält sich der Einfluss der Computer Chip Knappheit noch in Grenzen. Alles, was bisher vielleicht nicht gleich oder so gut wie gar nicht erhältlich ist, zählt eher zu den Luxusgütern, auf die auch verzichtet werden kann. Natürlich ist es ärgerlich, wenn die Spielekonsole, auf die man so lange gewartet hat, dann einfach nicht erhältlich ist oder das neue Smartphone erst einige Monate später herauskommt. Allerdings ist das kein Weltuntergang, da es ja noch Alternativen gibt. Schlimmer wird es, wenn wirklich Branchen betroffen sind, die Produkte herstellen, auf die nicht verzichtet werden kann. Dann ist der Einfluss des Chipmangels sicherlich weitaus größer. Bisher haben die meisten Menschen noch nicht einmal bemerkt, dass es Probleme gibt. Das könnte sich aber schon bald ändern. Je länger der Chip Mangel anhält, desto mehr Branchen können betroffen sein.
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Wie es momentan aussieht wird den Menschen nichts anderes übrig bleiben, als einfach abzuwarten, ob und wenn ja wie schnell diese Chip-Knappheit wieder aus der Welt geschafft werden kann. Sicherlich hängt alles auch von der Entwicklung auf der Welt ab, was die Pandemie betrifft. Aber selbst wenn es möglich ist, das Virus doch bald in den Griff zu bekommen, wird die Knappheit nicht von heute auf morgen verschwunden sein. Es wird einige Zeit dauern, bis endlich wieder ausreichend Computer Chips zur Verfügung stehen, um alle Branchen mit der benötigten Menge auszustatten. Wenn Sie in der nächsten Zeit einige Neuanschaffungen planen, die in den Bereich der bereits betroffenen Branchen fallen, sollten Sie sich auf längere Lieferfristen einstellen. Auch kann es durchaus sein, dass neue Modelle, die sonst vielleicht jährlich auf den Markt kamen, nun verschoben werden. Alles in allem Dinge, die zu verschmerzen sind. Bleibt zu hoffen, dass sich die Lage bald entspannt und nicht noch verschärft.